Sind Chips nicht der absolute Wahnsinn?
Ich meine, es gibt wirklich wichtige Erfindungen der Menschheit, wie Glühbirnen, das Rad, Maschinen, oder Klamottengeschäfte. Das sind wirklich, wirklich wichtige Erfindungen! Daran will ich überhaupt nicht rütteln, ehrlich! An dieser Stelle aber fühle ich bemüßigt, ein Plädoyer für eine auch wirklich wichtige und meiner Ansicht im Vergleich doch eher unbeachtete große Erfindung der Menschheit zu halten. Richtig, über: Chips. Kartoffelchips, Maischips, Gemüsechips. Egal. Chips.
Ich meine, was wäre zum Beispiel ein Film Abend ohne Chips? Unvorstellbar! So richtig absolut mega finde ich Nacho Chips. So eine ganz spezielle Sorte. Die sind sooooo lecker! So richtig lecker. Abends, zum Feierabend, eingekuschelt auf dem Sofa. Hammer! Ich schaff es im Moment nicht, sie nicht zu kaufen. Und wenn ich sie erst einmal habe, dann muss ich sie auch essen. Das ist irgendwie so ein Kreislauf. Undurchdringbar. Ich bin den Nachos einfach verfallen! Totaler Kontrollverlust.
So, wie aber kann das sein? Wie können mich diese Chips so derbe unter Kontrolle haben? Ich bin doch voll Higher Self mäßig unterwegs!
Das kann ich jetzt nicht so einfach auf mir sitzen lassen … Ich mach mich mal auf den Weg, das herauszufinden:
Das, was ich schon weiß: Ich bin nicht meine Gefühle und meine Gedanken. Ich habe mittlerweile gelernt, meine Gefühle und Gedanken als ein Teil von mir zu verstehen. Das, was das tut, ist mein Bewusstsein. Mein Bewusstsein war schon immer da. Seit meiner Geburt. In der frühkindlichen Phase wurde mir beigebracht, meine Gefühle und meine Gedanken einzuordnen, wie zum Beispiel: Jetzt bist du aber wütend, oder jetzt freust du dich aber! Ich habe also gelernt, Gefühlszustände zu unterscheiden und ihnen einen Namen zu geben. Das was das gelernt hat, war mein Bewusstsein. Das Bewusstsein ist also eine Intelligenz, sonst könnte es ja nichts lernen. Bei diesem Lernen habe ich auch gleichzeitig gelernt, dass ich diese Gefühle bin. Ich bin wütend, ich freue mich.
Was meine Gedanken damit genau zu tun haben, habe ich nicht gelernt. Irgendwie sind die auch immer da gewesen und irgendwie haben die auch immer mit meinen Gefühlen zu tun gehabt. Jetzt weiß ich, dass Gedanken und Gefühle zusammen gehören. Sie bedingen sich und stehen in Wechselwirkung miteinander/sie entstehen auseinander heraus. Woher kommen diese ganzen Gefühle und Gedanken? Beispiel: Ich habe von vielen Erwachsenen - ganz vorne mit dabei durch meine Mutter - gelernt, was gut ist und was schlecht. Was sich wie gehört und wie ich selbst gut oder schlecht bin. Ich habe zum Beispiel auch gefunden (so wie die anderen Erwachsenen), dass der Nachbar rechts echt früher mit dem Rasen mähen hätte anfangen können. Dann wäre er auch pünktlich zur Mittagszeit fertig gewesen… Ich hatte genau wie die Erwachsenen null Verständnis für die Verletzung der Ruhezeit! Überhaupt nicht blöd fand ich es, das Sonntagshähnchen zu essen. Darauf habe ich mich immer gefreut, denn ich fand es echt lecker. Die Pferdewurst auf dem Jahrmarkt zu essen, fand ich allerdings ausgesprochen miese fies. Genauso wie meine Mutter. Wie konnte man bloß Pferd essen? So ein schönes und liebes Tier! Ich fand das Menschen, die Pferdewurst essen, nur ganz gemeine Menschen sein konnten. Niemand anders würde so etwas übers Herz bringen. Ich war richtig wütend auf diese Menschen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was in mir vorgegangen wäre, hätte ich damals schon gewusst, dass in einigen Ländern völlig selbstverständlich Meerschweinchen gegessen werden. Oh My God!!!
Also, heute weiß ich, dass unsere Gedanken und Gefühle unser erlerntes Wertesystem widerspiegeln. Als Kind übernehmen wir die Werte der Erwachsenen erst einmal im Großen und Ganzen. Das ändert sich dann noch einmal in der Pubertät, und so einiges, womit wir uns bis dato einverstanden erklärt haben, wird da ordentlich hinterfragt und mal vernünftig aufs Tablo gebracht. Nur aber der bewusste Teil! Vieles, auf dem unsere Gedanken und Gefühle basieren, ist unbewusst. Wir sind zu über 95 Prozent unterbewusst!
In der Pubertät sind wir aber auch nicht frei von den Werten der Menschen um uns herum. Wir sind ein Soziales Wesen und es ist für uns ein Grundbedürfnis in Beziehung mit anderen zu sein. Im besten Fall ein Teil einer Gruppe zu sein. Um das zu schaffen, müssen wir uns anpassen. Nur wenige gehen ihren völlig individuellen Weg, im Zweifel dann auch allein für sich. Die meisten von uns orientieren sich an dem Wertesystem von wichtigen Menschen um sich herum. Auch in der Pubertät. Auch, wenn diese wichtigen Menschen eher nicht mehr die Erwachsenen (zumindest meist nicht mehr die Eltern) sind, sondern dann die Gleichaltrige. Unsere Freunde. Wir entscheiden dann schon, was wir gut finden und was nicht, viel besser als noch in der Kindheit. Das, was aber gleich bleibt, ist, dass wir weiterhin zu einem hohen Anteil unbewusst bleiben. Das ist so, weil wir in der frühsten Kindheit gelernt haben, den Fokus auf unsere Gedanken und Gefühle zu legen. Wir sollten lernen, mit den Gefühlen zu Recht zu kommen, damit wir uns lernen konnten uns anzupassen. Das Bewusstsein hat dabei keine Rolle mehr gespielt. Wir haben es dabei quasi aus dem Blick verloren. Manchmal, wenn uns unsere Innere Stimme irgendwas sagte, wenn unsere Intuition sich meldete, dann waren wir im Kontakt mit unserem Bewusstsein. Gelernt, dass das dann unser Bewusstsein ist, haben wir aber nicht. Auch haben wir den Umgang mit unserer Inneren Stimme nicht gelernt. Genau wie wir Kinder, waren die Erwachsenen, die uns alles lehrten, mit ihren Gedanken und Gefühlen identifiziert. Wie hätten sie uns also beibringen sollen, dass die Gedanken und Gefühle nur ein Teil von uns sind?
Das was ich nun aber verstanden habe ist, dass jeder Mensch aus drei Teilen besteht, die zusammen gehören. Aus dem Körper, aus dem Geist und aus der Seele. Der Geist oder auch unsere Verstand ist die Rechenmaschine. Der Verstand lässt uns Wege finden, Aufgaben zu lösen. Der Verstand fühlt und bewertet. Wir sehen die Welt aus den Augen des Verstandes. Durch die Brille unsere Werte hindurch. All das, was wir sehen und erleben, bewertet unser Verstand. Wir können nicht nicht bewerten. Unser Verstand bewertet unmerklich und immerzu. Wir nehmen das aber nicht bewusst wahr, da wir nicht bewusst sind, sondern mit unseren Gedanken und Gefühlen identifiziert. Wir sind unsere Gedanken und Gefühle! Unser Körper ist unsere Hülle. Mit unserem Körper können wir die Dinge tun, die wir tun möchten oder müssen. Was bleibt jetzt noch? Ja, die Seele. Das, was schon da war, als wir geboren wurden. Unsere Essenz, unser Bewusstsein.
So, ich behaupte ja, dass ich voll Higher Self mäßig unterwegs bin. Ich habe die Zusammenhänge verstanden und alles. Gut, zugegeben habe ich ja durchaus, dass ich noch lange nicht am Ende meines Weges bin. Erst mal ist der Kontakt zu meinem Higher Self wieder hergestellt. Das stimmt auch nach wie vor und ich bin immer noch ganz beseelt (Vorsicht Wortspiel :-D).
Ganz offensichtlich habe ich da aber so einiges noch nicht im Griff. Schließlich weiß ich doch ganz genau, dass die Chips nicht gut für mich sind. Das ganze Fett, der ganze Zucker und die Emulgatoren – oh, die ganzen Emulgatoren… (Einwurf meiner Tochter: EGAL HAUPTSACHE CHIPS! CHIPS GEHÖREN EINFACH ZU UNS MENSCHEN! ICH WÜRDE STERBEN OHNE CHIPS!!!!)
Eigentlich müsste ich das so mit meinem Higher Self verbunden aber doch unter Kontrolle haben? Hab ich aber nicht, ich bin diesen Chips verfallen! Es gibt nur eine Erklärung: Ich bin süchtig.
Ja, ich bin wohl süchtig. Was ist überhaupt süchtig sein? Wenn ich mir selber Glauben schenke, dann ist süchtig sein, einem dringenden Bedürfnis zu folgen. Einem Bedürfnis, dass so stark ist, dass wir einfach zu schwach sind, zu widerstehen. Das erinnert mich übrigens an dieses eine Buch, das mir dazu verholfen hat, mit dem Rauchen aufzuhören. Ich habe rund sechszehn Jahre geraucht. Dieses Buch hat mir geholfen, zu erkennen, wie überhaupt das Bedürfnis rauchen zu wollen, entstanden ist. Es hat sich angefühlt, als würde das Buch Stück für Stück die Schicht der Gehirnwäsche abtragen. Dieses Buch zu lesen war echt eine Nummer. Seitdem rauche ich auch wirklich nicht mehr. Und das jetzt schon seit 5 Jahren nicht mehr. Der absolute Wahnsinn!
Ich muss also anerkennen, dass ich meinem Verstand, der die Gefühle und Gedanken macht und damit auch die Bedürfnisse entstehen lässt, mich noch ordentlich unter Kontrolle hat. So ein Biest! Das gibt’s doch nicht. Ich würde ja jetzt gleich sagen, dass ich mir das ab sofort nicht mehr länger gefallen lasse und gleich jetzt in diesem Moment aufhöre, diese Chips zu essen!!! Das kommt mir quasi nicht mehr in die Tüte! Nur, habe ich noch 2 Tüten zuhause… nun gut, wegschmeißen ist ja auch nicht gut. Danach aber (!) danach ist Schluss – kalter Entzug, nur noch das Weinchen am Abend. Oh Moment mal…. Oh je!
Namaste´!
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